#10 REVIEW panique automatique: VISIONS

Vandermeer setzen auf Panique Automatique zum Rundumschlag in alle Post-Richtungen an. Das deutsche Quartett um Sängerin Harmke Van Der Meer schöpft auf seiner Platte aus einer Vielzahl an Genre-Einflüssen, darunter klassischer Indierock, Synthie-Pop, Artrock, Post-Rock und EDM. Während ordnungsbewusste Plattenladenbesitzer ob der korrekten Kategorisierung dieser Mischung in ihrem Sortiment in Verzweiflung stürzen, springt die Band aus Trier auf Panique Automatique abrupt zwischen neuzeitlichen Alternative-Strömungen hin und her. Der Opener Only Two Hearts beschwört zunächst mit treibender Cowbell und fräsendem Riff den Geist der Indie-Discos der frühen 00er Jahre herauf, wird aber bereits vom folgenden Song Inhuman als Finte entlarvt. Hier setzen Vandermeer auf entschleunigten Shoegaze mit prominentem Basslauf, der sich nach einem Synthie-Ausbruch in einem post-rockigen Gitarrenflimmern entlädt. Die klangliche Nähe zu Bands wie Stereolab lässt sich hier nicht mehr abstreiten, Vandermeer bleiben im Vergleich zu den Wegbereitern dieses Sounds nur etwas blass. Im deutlich punkigeren Yes! Mister platzt der Knoten mal, wenn sich Van Der Meers Gesang in der NDW-Explosion ihrer Band verbeißt. Auch wenn sich die Frontfrau zu selten zu solchen Höhepunkten hinreißen lässt, trägt ihre leicht angeraute Stimme die rotzigen Riffs der Post-Punk-Blaupause Whoever’s Left Will Fall In Line wunderbar. Dass sie auch zart kann, beweist sie in der Offbeat-Ballade Can’t We? und im sphärischen EDM-Stück We Are glänzt ihre unterkühlte Performance. Egal in welcher Sparte des Plattenregals Panique Automatique letztlich landen wird, es macht das Angebot reicher.

7/12 Christian Kollasch

[ARTROCK| POST-ROCK]

Für Fans von:

STEREOLAB
Emperor Tomato Ketchup

ZIMT
Glückstiraden

 

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